Werkschau Bildhauerprojekt, 23.09.2021
Zum 27. Mal jährt sich das Bildhauerprojekt und erfreut sich auch dieses Jahr einer grossen Beteiligung. Das Projekt endet in einer sehr gut besuchten und stimmigen Vernissage.
23. September 2021
Das 1994 im Rahmen der Kunsttherapie implementierte Bildhauerprojekt findet jährlich im Spätsommer statt und richtet sich an stationäre sowie tagesklinische Patientinnen und Patienten. In einer Gruppe von bis zu 20 Personen, widmet sich jeder Teilnehmende während 10 Nachmittagen der Arbeit an seinem persönlichen Stein. Die Gruppe wird von einem professionellen Bildhauer und dem Kunsttherapieteam begleitet.
Im Zentrum des Geschehens steht die persönliche Entwicklung durch eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Material. In täglichen Reflexionsgesprächen wird der Prozess am Stein jeweils in Bezug zum eigenen Erleben gestellt, wobei auch die sozialen Kompetenzen unmittelbar zum Einsatz kommen.
Der Stein wird zum haltbietenden Gegenüber, das konstruktiven Widerstand leistet, indem es auf Missstände hinweist und zugleich potentielle Lösungsmöglichkeiten aufzeigt. Mit der Bearbeitung jeder Seite am Stein ist der Gestaltende gefordert, immer wieder Perspektivenwechsel vorzunehmen, um ganzheitlich wahrzunehmen und schliesslich ein tiefgreifendes Verständnis für sich und seine Lebenssituation zu entwickeln.
Entwicklungsschritte können initiiert und Abschiede von vergangenen Lebensphasen vollzogen werden. Am Stein vergegenwärtigt sich, was uns aus der Vergangenheit vereinnahmt und uns für die Zukunft blockiert… Ein wesentlicher Wirkfaktor des Projekts ist die Einwilligung in eine wertfreie, forschende Grundhaltung, getragen von spielerischer Neugierde auf alles, was sich zeigen will.
Unter der Leitung von Nadine Lier, Leiterin Kunsttherapie, und dem Bildhauer Jürg Frei aus Winterthur waren in diesem Jahr 19 Teilnehmende mit dabei. Personen unterschiedlichster Altersstufen und Charaktere und mit z.T. konträren Bedürfnissen. Das Miteinander war von gegenseitigem Verständnis und Respekt geprägt. Wer sich einbringen konnte, fand Resonanz, wer den Rückzug brauchte, blieb dennoch Teil der Gruppe.
Werkschau am 23. September 2021
Nach der allgemeinen Eröffnungsansprache durch den ärztlichen Direktor René Bridler und einer thematischen Einführung zur therapeutischen Steinarbeit durch die Fachverantwortliche der Kunsttherapie, Nadine Lier, hatten Patientinnen und Patienten die Gelegenheit, aus erster Hand über ihre Prozesse am Stein zu berichten. Im Anschluss gewährte der Bildhauer Einblicke in sein Handwerk. Die Vernissage war von Mitarbeitenden und externen Gästen sehr gut besucht und die Arbeit hat grossen Anklang gefunden, sodass trotz fehlendem Apero, auf den wir pandemiebedingt leider verzichten mussten, die Gäste auch im Anschluss noch bei den Werken verweilten und den Austausch mit den Künstlerinnen und Künstlern und Mitarbeitenden der Kunsttherapie suchten.